
Wem die Stunde schlägt
„Kunst kommt von können“: Das mag nicht immer zutreffen, im Fall von Georg Bemmerl stimmt es aber zu hundert Prozent. Während andere es sich am Feierabend auf der Couch gemütlich machen, widmet sich der bayerische Schreiner seinen Holzkunst-Projekten. Zahlreiche Bilder, Skulpturen und Möbel-Kunstwerke zeugen von seiner Liebe zum Material Holz, seiner kreativen Ader und seiner handwerklichen Meisterschaft. „Hinter jeder meiner Arbeiten steht eine Geschichte“, erzählt er. In diesem Fall erzählt sie von seiner Liebe zu Italien und ganz besonders zu Venedig. Zuletzt hatte er, als während der Corona-Jahre keine Reisen möglich waren, die Lagunenstadt mit einer dem Palazzo Dario nachempfundenen Kommode in die eigenen vier Wände geholt. Nun hat es ihm der Glockenturm am Campo Apostoli mit seiner klassizistischen Fassade und der eleganten Zwiebelhaube angetan. Maßstabsgetreu hat er den Campanile aus Holz nachgebaut – vom Sockel aus amerikanischem Ahorn über den Aufbau aus brasilianischem Louro Preto, kanadischer Eisbirke, Bergahorn und Elsbeere bis hin zur Kuppel aus gebeizter Erle.
Der Lauf der Zeit
Wie auf dem echten Turm aus dem 18. Jahrhundert ist auch auf der künstlerischen Replik eine voll funktionsfähige Uhr angebracht, die am Ende symbolische Bedeutung erhielt: „Ich hatte das Projekt wie geplant zu meinem 60. Geburtstag fertiggestellt. Leider musste genau zu dieser Zeit mein bisheriger Arbeitgeber schließen, doch ich habe zum Glück rasch eine neue Anstellung als Meister gefunden. Der Campanile markiert also gleichzeitig ein Ende und einen Neuanfang in meinem Berufsleben – ganz nach dem Motto: ‚Wem die Stunde schlägt‘“, erzählt Georg Bemmerl ganz persönlich.
Städtereisen in Holz
Über einen versteckten Mechanismus – eines der Fenster lässt sich wie ein Griff nach unten ziehen – gibt der knapp vier Meter hohe Turm Eingeweihten sein Geheimnis preis: Einen Weinschrank mit acht Schubfächern, die Stadtansichten vom alpinen Bergamo im Norden bis in den Süden nach Siena und Rom zeigen – Erinnerungen an viele Italienreisen. Die Einlegearbeiten waren mit Abstand der aufwendigste Teil des ganzen Projekts: „Ich habe jedes Bild händisch skizziert und dann mit Material aus meiner riesigen Furnierbibliothek gestaltet – pro Tag habe ich im Schnitt einen Quadratzentimeter geschafft“, erzählt Georg Bemmerl. Wie viele Stunden insgesamt in das Projekt geflossen sind, kann er heute gar nicht mehr sagen – „es waren jedenfalls sehr, sehr viele!“ Schließlich hat er jedes noch so kleine Detail eigenhändig gefertigt: Balkongeländer, Fenstereinfassungen, Simse und Säulen hat er gesägt, gedrechselt, geschnitzt, geschliffen und lackiert: „Ich habe über mein ganzes Schreinerleben hinweg immer wieder mit den Produkten von ADLER gearbeitet, deshalb sind natürlich auch meine Holzkunst-Arbeiten mit ADLER beschichtet.“ Die Hauptrolle im Oberflächenbereich spielte der bewährte 2K-Klarlack Aduro Legnopur G10, daneben kam auch der Aduro Isoliergrund zum Einsatz.
Stimmiges Ensemble
In Venedig liegen der Palazzo Dario am Canal Grande und der Campo Santi Apostoli im Viertel Cannaregio rund eine halbe Gehstunde voneinander entfernt. In Georg Bemmerls Wohnhaus stehen sie direkt nebeneinander und bilden ein stimmiges Ensemble, das von einem Holzbild mit einem Karneval-Motiv – „eine meiner frühesten Arbeiten“ – ergänzt wird. Und auch in das Familienleben im Hause Bemmerl ist der Campanile bereits fest integriert: Die Bronzeglocke unter der Kuppel lässt sich mit einem zarten Ebenholz-Griff zum Klingen bringen, etwa wenn es Zeit fürs Abendessen ist – und die passende Weinbegleitung kann Bemmerl auf dem Weg zum Esstisch gleich mitnehmen. Für ganz besondere Anlässe verbirgt sich in einem Geheimfach im Sockel noch eine besonders edle Flasche – gerade das Richtige, um den Abschluss dieses meisterhaften Holzkunstwerks zu begießen. Salute!
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