
Wie ein Schmetterling
Es gibt keinen neutralen Raum. Unsere gebaute Umgebung unterstützt unsere Gesundheit oder untergräbt sie. Davon ist der kanadische Architekt und Neurowissenschaftler Tye Farrow überzeugt und hat als beeindruckendes Beispiel mit dem SZMC Helmsley Krebszentrum in Jerusalem eine hoffnungsspendende Holzkonstruktion geschaffen, in der sich der Genesungsprozesswie ein Schmetterling entfalten soll.
Endlose Flure. Kahle, nüchterne, sterile Warteräume. Finstere Behandlungskämmerchen. Wer fühlt sich da schon wohl? Die Gestaltung von Krankenhäusern vermittelt oft das Gegenteil davon, wozu sie eigentlich beitragen sollten: Hoffnung. Besserung. Heilung. Dabei wirkt sich die Umgebung entscheiden auf unsere Gesundheit aus – das steht für das Team von Farrow Partners außer Frage. Das kanadische Architekturbüro rund um den weltweit anerkannten Salutogenese-Experten Tye Farrow ist Vorreiter in Sachen gesundheitsförderndes Design und verbindet das Bauen mit neurowissenschaftlichen Erkenntnissen. In Zusammenarbeit mit Rubinstein-Ofer-Architekten haben Farrow Partners mit dem neuen Onkologie- Gebäude des Shaare Zedek Medical Centers in Israel einen Ort errichtet, der das Wohlbefinden und dadurch die Heilung aktiv anregen soll.
Flügel aus Holz
Offen, lichtdurchflutet, voller Pflanzen und einladender Gesprächsinseln verströmt das 11.600 Quadratmeter große Untersuchungs- und Behandlungszentrum ein durchdringendes Gefühl von Hoffnung und Zuversicht. Wie die Flügel eines Schmetterlings schwingt sich das skulpturale Gebäude dem Himmel entgegen. Die Form soll als treffende Metapher für die Metamorphose, die ein Patient während der Krebsbehandlung durchläuft, dienen. Bestimmendes Element ist das nachweislich wohltuende Material Holz: Die Anlage ist eine der komplexesten Holzkonstruktionen der Welt, entworfen und gebaut von Teams aus sechs Ländern auf drei Kontinenten – zu denen sich stolz auch das oberösterreichische Unternehmen WIEHAG zählen darf: Der Ingenieurholzbau- Pionier aus Altheim hat gemeinsam mit Tye Farrow die Statik berechnet, Konstruktionspläne gefertigt und schließlich im Werk in Altheim die 715 teils doppelt gekrümmten Brettschichtholzelemente aus Lärche für das Exoskelett gefertigt.
Wirkstofffreier Wüstenfuchs
Damit der einzigartige Holzbau im rauen israelischen Steppenklima, wo über Jahrtausende nur mit dem Material Stein gebaut wurde, auch dauerhaft schön und nachhaltig geschützt bleibt, konnte Wiehag auf die Expertise seines Partners ADLER bauen: Die Stützen und Balken wurden mit der Mittelschichtlasur Lignovit Plus LB veredelt, passenderweise im Farbton „Wüstenfuchs“ und selbstverständlich in der wirkstofffreien Variante: Denn natürlich sollen gerade an einem Ort, der der Gesundheit dient, nur ökologische Beschichtungen zum Einsatz kommen.
Alles atmet
Durch alle sechs Stöcke des Gebäudes, bis hin zu den Therapie- und Diagnostikräumen im Keller, soll nun nicht nur Tageslicht, sondern auch der Atem fließen: Das Prinzip des „Embreathment“, der Rolle des Atems in der Körpererfahrung, zieht sich durch das gesamte Gebäudekonzept und wird auf modernste Weise in die Behandlung eingebunden. So ist etwa der CT-Raum mit multisensorischen Systemen – wie einem LED-Display, Audiosystem, Umgebungsbeleuchtung und haptischen Schnittstellen – ausgestattet, die in Echtzeit auf den Atem reagieren, um Stress, Schmerzen und Angstgefühle zu reduzieren – und damit dem Heilungsprozess Flügel zu verleihen.
© by adler-lacke.com